Großes Handlungsfeld für den einzelnen Augenoptiker
DRY-Eye-Management
Oft schon als Volkskrankheit bezeichnet nimmt die Häufigkeit des Trockenen Auges in der Bevölkerung und damit bei den Kunden eines Augenoptikers weiter zu. Ob durch die Digitalisierung oder andere Lebensumstände verursacht, häufig sind die Symptome weder behandelt noch ist die Ursache bekannt, sicher ist oft nur, dass ein Trockenes Auge die Lebensqualität des Betroffenen mindert. Das bietet für den Augenoptiker einerseits eine Chance zur Spezialisierung und Positionierung, und damit andererseits ein großes Potenzial, mit einem Dry-Eye-Screening die Kundenzufriedenheit und Kundenbindung zu stärken und den Umsatz anzukurbeln.
Für Fachleute wie Cedric Stürzebecher gehört ein solches Screening zu beinahe jeder Refraktionsbestimmung im Familienbetrieb SEHwerk in Perleberg: Der Zusammenhang einer exakten Refraktionsbestimmung und eines Trockenes Auges ist bekannt: Stichwort Visusschwankungen durch Dry Eye. Eine optimale Korrektion der Sehschwächen seiner Kunden – und die damit verbundene Kundenzufriedenheit – ist für Stürzebecher demnach nur mit der Betrachtung auf ein Trockenes Auge möglich.
Oft lässt es sich bereits bei der Anamnese erahnen, spätestens dann ist ein genaueres Screening nötig. Das Trockene Auge geht häufig einher mit Rötungen an den Lidrändern und der Bindehaut, oft klagt der Kunde über brennende und müde Augen. „Auch ein immer wieder auftretendes Fremdkörpergefühl ist keine Seltenheit. Und grundsätzlich kann es durch einen schlechten Aufbau des Tränenfilms auch zu Visusschwankungen und einer erhöhten Blendungsempfindlichkeit kommen“, erklärt Stürzebecher. Wer einem solchen Kunden hilft, wird mehr als nur Kundentreue ernten.
Aufbau des Tränenfilms
Der Tränenfilm setzt sich aus drei Schichten zusammen. Die äußerste Schicht bildet die Lipidschicht, auch Fettschicht genannt. Sie besteht aus Lipiden und sorgt dafür, dass die wässrige Schicht des Tränenfilms nicht verdunstet. Die wässrige Schicht ist die mittlere Schicht des Tränenfilms und besteht größtenteils aus Wasser und Proteinen. Sie dient der Befeuchtung und ermöglicht das Herausspülen von Fremdkörpern. Die Muzinschicht als dritte und innere Schicht des Tränenfilms lässt die wässrige Tränenflüssigkeit auf der Hornhautoberfläche gleichmäßig haften. Zudem gleicht sie Unebenheiten in der Hornhautoberfläche aus und ist für das geschmeidige Gleiten der Lider über die Hornhaut verantwortlich.
Das Screening mit dem VX120+
Für das Screening auf ein Trockenes Auge kommt natürlich zunächst eine Spaltlampe in Betracht, um das Fließverhalten der Tränen zu analysieren und zu prüfen, ob die Meibom-Drüsen-Ausgänge verstopft sind. Um Details und zusätzliche Informationen zu ermitteln, nutzt Cedric Stürzebecher für die weiterführenden Messungen den VX 120+ von Visionix. Mit dem VX120+ sind exakte Angaben über die Aufreißzeit des Tränenfilmes (BUT-Test) und über die Tränenfilmstabilität möglich. Mit der integrierten Farbkamera lässt sich eine Fotostrecke von Teilen des Auges machen und insbesondere die Meibom-Drüsen können genau inspiziert werden. Und mit dem manuellen Zoom der Kamera kann zudem die Höhe des Tränenmeniskus gemessen werden, um das Screening aussagekräftig zu vervollständigen. Der VX120 wird seit vielen Jahren im Screening bei Glaukom, Katarakt, Keratokonus und auch zur Korrektion von Sehfehlern (z.B Nachtsehen) eingesetzt. Die zusätzlichen Funktionen beim Screening auf ein Trockenes Auge, die der VX120+ bietet, sind dagegen häufig noch weniger bekannt, vervollständigen aber das Dienstleistungsangebot eines Augenoptikers und Optometristen.
Ursachen entscheidend für Beratung und individuelle Lösungen
Noch vor einer jeden Refraktionsbestimmung steht die Anamnese, die relevante Kunden-Informationen über den Arbeitsplatz, möglicherweise eingenommene Medikamente, Erkrankungen und Sonstiges liefert. Daraus lassen sich bereits Rückschlüsse auf den Tränenfilm ziehen. „Wenn jemand viel am Rechner sitzt, macht er eher wenig Lidschläge und umso gefährdeter ist er für ein Trockenes Auge, wir kennen das als Office-Eye-Syndrom. Wir wissen auch, dass oft Medikamente den Tränenfilm beziehungsweise dessen Zusammensetzung beeinflussen. Alle Hintergrundinformationen helfen bei der Beurteilung“, sagt Stürzebecher, der im Anschluss an die Anamnese durch ein Screening die etwaige Unterscheidung der beiden Formen des Trockenen Auges treffen kann. Die Ursachen sind entscheidend für die anschließende Beratung hinsichtlich individueller Lösungen. Die zwei Arten des Trockenen Auges sind:
-
„hyposekretorisches“ Trockenes Auge = „wässriger“ Tränenmangel
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„hyper – evaporatives“ Trockenes Auge = Verdunstung des Tränenfilms aufgrund von Lipidmangel
Einer der häufigsten Ursachen für Trockene Augen sind Lidrandentzündungen, die Folge einer Meibom-Drüsen-Dysfunktion (MDD / bzw. MGD) sind.
Konservierungsmittelfreie Produkte empfehlenswert
Jede der beiden Formen des Trockenen Auges benötigt ihre eigenen Pflegeprodukte, deswegen ist es äußerst relevant, das Grundproblem des Tränenfilms zu ermitteln. Grundsätzlich ist die Anwendung konservierungsmittelfreier Produkte empfehlenswert. Sie sind auch über eine längere Zeit gut verträglich und es kommt nicht zu zusätzlichen Reizungen des vorderen Augenabschnitts. Stürzebecher empfiehlt seinen Kunden deswegen LipoNit-Produkte.
Bei einer zu hohen Verdunstung des Tränenfilmes (Lipid Mangel) „ sollte ein liposomales Augenspray benutzt werden. Das stabilisiert und erhält den natürlichen Tränenfilm, wenn es circa drei bis viermal mal am Tag auf beiden Augen angewendet wird“, erklärt der angehende Bachelor. Ist aber die Tränenfilmproduktion zu gering (wässriger Mangel) sollten Hyaluron-Augentropfen angewendet werden, die es mit 0,1 Prozent oder 0,3 Prozent Hyaluron gibt. „Wobei Letztere bei stark ausgeprägter Trockenheit zum Einsatz kommen.“ Stürzebecher schätzt an den verwendeten Produkten zudem, dass sie alle mit formstabilen und flexiblen Kontaktlinsen verträglich sind, egal ob Tropfen oder Augenspray.
Anwendung von Lidhygiene-Produkten
Ein suboptimaler Tränenfilm ist das eine. Gerötete, gereizte oder verunreinigte Lidränder das andere! Sollten die Meibom‘schen Drüsen verstopft sein, können weitere Schritte eingeleitet werden. Stürzebecher empfiehlt dann eine tägliche und vor allem gründliche Lidrandpflege, für die er die geeigneten Produkte vorhält und verkauft. „Dabei gehe ich immer in drei Schritten vor: 1. Wärmeanwendung, 2. Lidmassage, 3. Lidreinigung.“
Zunächst verwendet er die „The Eye Doctor Augen-Wärme-Maske“ (LipoNit) für fünf bis sieben Minuten, um das feste Sekret zu erweichen und zu lösen. War das erfolgreich, steht anschließend eine Massage der Augenlider an, wodurch das gelöste Sekret aus den Drüsen entfernt wird. „Als letzter Schritt sollte ein Lidpflege-Pad, ein weiches Abschminkpad mit der Lidpflege beträufelt oder direkt mit Lotion versehene Tücher verwendet werden. Ziel ist es, die Lidränder zu reinigen und die gelösten Sekrete und Verunreinigungen zu entfernen.“
Die Kunden im brandenburgischen SEHwerk bestätigen durch ihr Feedback und ihre Zufriedenheit den Mehrwert, der aus einer Kombination der Refraktionsbestimmung und dem Screening auf Trockene Augen entsteht: Sie profitieren in mehrfacher Hinsicht von einer solchen hochwertigen Refraktionsbestimmung. Aber auch die Augenoptiker sind überzeugt: Zusatzverkäufe von Augentropfen, Augensprays und Lidpflegeprodukten, eine höhere Kundenbindung und Kundenfrequenz durch die Möglichkeit von Folgeterminen und Folgescreenings zahlen nicht nur auf die Kompetenz als Augenspezialist ein, sie generieren eben auch Umsatz.
„Das Thema Trockene Augen wird immer präsenter“
Cedric Stürzebecher möchte in diesem Jahr an der Technischen Hochschule Brandenburg Fachrichtung Augenoptik/ Optische Gerätetechnik seine Bachelorarbeit abschließen. Im elterlichen Betrieb begeistert er sich für verschiedene Bereiche der Augenoptik, insbesondere für das Dry-Eye-Management, Kinderoptometrie und Low Vision. Für den partnerauge-Beitrag hat der 22 Jahre junge in Prignitz (Brandenburg) beheimatete Augenoptiker mit seiner Expertise als inhaltlich verantwortlicher Autor eine weitere Passion entdeckt.
partnerauge: Cedric, an welcher Stelle in der Beratung beginnt deine Recherche auf ein Trockenes Auge?
Cedric Stürzebecher: Direkt bei der Anamnese. Bei uns im Geschäft wird der Tränenfilm beziehungsweise der vordere Augenabschnitt mit Hilfe der Spaltlampe bei nahezu jeder Refraktion geprüft. Die kurze Anamnese vorab liefert wichtige Informationen über die mir gegenübersitzende Person. Dabei interessieren besonders die derzeitige Arbeitssituation oder Medikamente, die eingenommen werden, da diese Auswirkungen auf die Beschaffenheit des Tränenfilms haben können. Mit Hilfe der Spaltlampe bekomme ich dann einen groben Überblick über die Lidränder und das Fließverhalten des Tränenfilms.
Was passiert, wenn sich der Verdacht auf ein Trockenes Auge erhärtet?
Für genauere und weiterführende Messungen nutze ich den Visionix 120+, mit dessen Hilfe der genaue Ausgangszustand des Tränenfilms dokumentiert werden kann. Und genauso wichtig: Danach folgt die Beratung, bei der die entsprechenden Produkte zur Abhilfe empfohlen und mitgegeben oder die nächsten Schritte besprochen werden.
Was könnten diese nächsten Schritte sein?
Dass der Kunde zu einer erneuten Prüfung eingeladen oder vielleicht auch zur Abklärung an den Augenarzt verwiesen wird. Bleibt er zunächst bei mir, dann kann ich die Zustände zu den jeweiligen Zeitpunkten miteinander vergleichen und so übrigens auch den Mehrwert der Beratung und der empfohlenen Produkte sehr gut demonstrieren. Generell tut sich so wegen der zunehmenden Häufigkeit und unseren zunehmende Möglichkeiten ein großes Handlungsfeld für jeden Augenoptiker auf.
Anmerkung: Die Kollegen von LipoNit fertigen gerade aus diesem Bericht einen Sonderdruck an, der als Vierseiter auf den Weg in die Betriebe ist, außerdem planen wir, alsbald ein Webinar in der Akademie zum Thema anzubieten. Informationen dazu folgen.
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